Mein Hadern mit Amazon

Ich bin nicht gerne ein Amazon Kunde, bin es aber irgendwie trotzdem. Mir ist wie den meisten Menschen bewusst, dass Amazon ein schwieriger Konzern ist. Retouren werden weggeworfenPlagiate auf der Plattform machen vielen anderen Unternehmen Probleme, mit Amazon Basics nutzt Amazon seine Marktmacht aus, die Fahrer:innen pinkeln in Flaschen und bei alldem wird gerne vergessen was Amazon “neben” dem klassischen Amazon noch so alles macht, den Großteil des Internets hosten zum Beispiel. Insgesamt also kein cooles Unternehmen. 

Anders als bei Samsung und Apple ist wohl auch kaum jemand Amazon Kunde, weil da eine Art Fantum entstanden ist. Man ist bei Amazon, weil es so praktisch und es oft günstiger ist und die Retouren so easy gehen. Ihr kennt die Argumente. Vor allem mit Prime ist alles sehr einfach. Den Rest redet man sich dann irgendwie schön. 

Wir haben als Familie mal ein Jahr auf Prime verzichtet und sind dann wegen der Versandkosten wieder zurückgekommen. Als Familie mit kleinen Kindern ist es deutlich einfacher online zu bestellen, als wegen einem Satz Panzertape in den nächsten Baumarkt zu fahren. Hadern tue ich mit mir aber noch bei meinem eBook Reader. Ich habe noch einen alten Kindle von 2011 oder so und natürlich geht der noch tadellos, aber ein paar Features wie USB-C oder Büchercover auf dem Sperrbildschirm fehlen mir. Die Größe ist auch nicht ideal, für Mangas hätte der Kindle Scribe die bessere Größe. Alleine aus ökologischen Gründen kaufe ich mir aber keinen neuen, trotzdem immer mal wieder kommt das Thema neuer eBook Reader in mir auf. Dann vergleiche ich die aktuellen Geräte und gucke dabei auch auf Kobo und Co. und letztendlich stehe ich wieder vor dem Problem der Auswahl. Die Bücher, die ich lese und höre, finde ich fast nur bei Amazon. Ich habe fast keine andere Wahl als bei Amazon zu sein und es nervt mich. Leider sind mit englischen Büchern auch die lokalen Büchereien oft keine große Hilfe. Natürlich kann ich bei Amazon kaufen und mit Calibri die Bücher konvertieren und dann auf den nicht Amazon eBook Reader ziehen, aber darauf habe ich keine Lust. Anfangen Raubkopien zu ziehen ist auch keine Alternative. Warum ich meine Bücher oft nur bei Amazon bekomme, war mir aber lange nicht klar und natürlich hat das wohl was mit der Monopolmacht von Amazon zu tun.

Kapitalismus GIF

Wie schlimm das alles wirklich ist, sieht man ganz gut bei Audible. Als Indie Autor:in bekommt man bei Audible für ein Hörbuch wohl nur 40 %, wenn man nicht exklusiv ist, sind es wohl nur 25 %, des Verkaufspreises als Beteiligung. (Verlage bekommen andere Raten, das wird auch in der Decoder Ffolge Chokepoint Capitalism besprochen.) Meine ganzen eBooks bekomme ich also deshalb nur bei Amazon, weil Amazon über die Marge der Autor:innen implizit Exklusivität erzwingt. Aus finanziellen Gründen kann man sich es wohl nicht erlauben nicht bei Amazon zu sein und dann verzichtet man lieber auf den Markt außerhalb von Amazon. Der Youtuber Daniel Greene schlüsselt das ganze hier etwas mehr auf und spricht auch über eine Kontroverse, die komplett an mir vorbeigegangen ist.

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Was mir bleibt ist ein Unbehagen und eine große Bibliothek bei Audible, Kindle und Comixology und die Wahl in ein für mich persönlich schlechteres Ökosystem zu wechseln. Anders als beim Klima und meinem Vegetarismus bin ich aber hier nicht bereit eine Linie in den Sand zu zeichnen. Diesen Kampf müssen Kartellbehörden kämpfen. 

Vielleicht hilft ja die wachsende Auswahl im eBook Tablet Markt etwas das Marktmonopol zu brechen. Zumindest war auf der CES einiges in dem Bereich zu sehen. Man darf ja noch hoffen, oder?

P.S.

Wenn man Hörbücher bei Apple kauft, dann kommen die auch oft von Audible!? Es ist eine komische Welt, in der wir leben. 

P.P.S.

Die eBook Reader Displays kommen im Moment auch alle vom gleichen Hersteller, also auch ein Monopol. 🙈

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Foto von @felipepelaquim auf Unsplash