iPad Pro vs. Surface Pro aus Sicht einer Lehrkraft

Mein geliebtes iPad Air 1 hat letztes Jahr nach fünf Jahren Nutzungszeit kein iOS Update mehr bekommen und mit der Zeit ist es auch spürbar langsamer geworden. Die aktuellen Spiele hätte man damit natürlich schon seit ein paar Jahren nicht mehr spielen können, aber zum Lesen und Konsumieren reichte es eigentlich dicke aus und ich hätte es genau dafür auch noch eine Weile benutzt. Die Spiele des Kleinen laufen auch problemlos, wenn auch mit langen Ladezeiten, es gibt also keinen Grund das Gerät zu ersetzen. Allerdings wurde letztes Jahr auch iOS auf dem iPad zu iPadOS und Apple hat sich damit in Richtung Computerisierung des iPads gewagt und ich wollte das “neue” OS unbedingt mal ausprobieren.

Lange Rede, kurzer Sinn

Ich habe mich nach einem neuen iPad umgesehen und eigentlich sollte es das neue iPad Air werden, aber nachdem ich über die Aboverlängerung meiner Zeitung das iPad Pro fast zum gleichen Preis wie das iPad Air bekommen habe, ist es ein iPad Pro geworden. 🤷‍♂️

Jetzt besitze ich also ein „Pro“-Gerät und muss natürlich auch gucken, ob es mein Surface Pro ersetzen kann. Um zu gucken wie gut das iPad Pro für mich als Lehrkraft als Arbeitsgerät funktionieren kann, habe ich mein Surface Pro 4 in den kommenden Wochen zu Hause gelassen und nur noch das iPad Pro mit in die Schule genommen. Als Zubehör habe ich mir den Apple Pencil gekauft, aber keine Tastaturhülle. Sowohl zu Hause als auch in der Schule habe ich eine Bluetooth Tastatur und wollte mir deshalb das Gewicht der Tastaturhülle sparen. Ich reise gerne möglichst leicht.

Die Vorteile eines iPads sind den meisten ja bekannt. Die Appauswahl unter iOS ist riesig und ich würde behaupten, dass die Apps immer noch besser als unter Android sind. (Dafür aber in einem wallet garden, wo Nischenapps und Eigenkreationen ohne Entwickleraccount keinen Zugang finden können.) Die Akkulaufzeit ist bombe. Die Verarbeitungsqualität ist super.

Ich würde behaupten es gibt wenig Menschen, die das Gewicht und die Geschwindigkeit eines iPads nicht gut finden. Anders als mein in die Jahre gekommenen Surface Pro 4 ist das iPad SOFORT an, wenn ich die Schutzhülle aufklappe. Auch das Einloggen über FaceID funktioniert DEUTLICH besser als Windows Hello und auch alle Apps laufen schneller. Die Stifteingabe des iPad spielt auch in einer anderen Welt. Ich habe mich also sofort verliebt und habe überall erzählt, dass ich mein Surface ab sofort zu Hause lassen werde. 🙈

Nach der ersten Phase der Verliebtheit, habe ich aber schnell mein Surface vermisst und in der letzten Schulwoche vor den Ferien, habe ich es dann wieder exklusiv mitgenommen.

Der nächste Satz klingt doof und ihr kennt den Spruch aus quasi allen iPad reviews, aber ich arbeite mit meinem digitalen Endgerät in der Schule und sowohl iOS als auch die einzelnen Apps behindern mich dabei. Für viele Dinge finden sich workarounds oder man muss seinen eigenen Arbeitsrhythmus ein wenig umstellen, aber das funktioniert nicht immer und nicht für jeden. Vielleicht bin ich aber auch einfach alt und mag mich nur nicht umgewöhnen. ¯\_(ツ)_/¯

Wo lässt mich das iPad im Stich?

Office

Wir haben Anfang 2020 und es laufen immer noch nicht alle Office Apps im splitscreen modus, was mich immens stört. Ich habe sehr oft zwei Word Dateien nebeneinander offen oder den Erwartungshorizont in Word und die Notentabellen in Excel. Ich mag aus Gründen weder auf Apples Office noch auf Google Docs umsteigen, zumal Googles Apps auch noch nicht im Split Screen gehen. Das sind Dinge, die man unter Windows oder MacOS einfach nicht kennt, hier ist window management einfach normal und funktioniert seit Jahrzehnten mit jeder App/jedem Programm.

Außerdem haben die iPad-Versionen von Word und Excel nicht alle Funktionen, die ich für meinen Workflow brauche. Zeilennummern zum Beispiel brauche ich dauernd und muss sie am PC einfügen. In OneNote finde ich zum Beispiel keine Möglichkeit Zellen von Tabellen farbig zu markieren, worauf ein Großteil meiner Organisation basiert. Alles Kleinigkeiten, die mich in meiner täglichen Arbeit behindern.

Drucken

Leider hängen unsere Drucker in der Schule noch nicht im WLAN, ich muss also entweder alles zu Hause als Kopiervorlage ausdrucken oder ich drucke in der Schule vom USB-Stick. Ich besitze einen USB C/USB A Kombistick und kann auch in iPadOS einzelne und mehrere Dateien auf einen USB-Stick ziehen. Unter Windows habe ich aber ein kleines Programm namens SyncToy, das mir meinen Materialordner mit den ganzen Vorbereitungen und Kopiervorlagen mit meinem USB-Stick im Sync hält. Ich habe also zu Hause die Änderungen meiner Tafelbilder aus der Schule und in der Schule alle meine Kopiervorlagen immer dabei. SyncToy nimmt mir sehr viel händische Arbeit ab. So etwas habe ich für iOS noch nicht gefunden.

Präsentieren

iPadOS spiegelt immer den Bildschirm. Ganz oft habe ich aber in der Schule ein Bild auf dem Beamer und den Sitzplan auf meinem Bildschirm oder die weitere Planung oder meine Notenliste oder …. Es gibt ein paar Apps wie GoodNotes, die können etwas anderes auf dem zweiten Bildschirm darstellen, aber nur so lange wie sie offen sind. Die Möglichkeit einen Beamer als Erweiterung des Bildschirms anzuhängen gibt es immer noch nicht. Mit dem iPad habe ich dann ganz oft das iPad als Orgatool dabei und nutze zum Präsentieren den Schulrechner, was aber ein Luxusproblem in deutschen Schulen ist. Normalerweise will ich alles auf einem Gerät haben.

Die Möglichkeit Dinge drahtlos auf dem Beamer zu bringen geht nur über Apples eigenes Protokoll. Wir haben Microsoft Wireless Adapter in der Schule und die spielen mit Android und mit Windows, aber nicht mit Apple.

Trotzdem vermisse ich ein paar Dinge mit meinem Surface Pro 4:

  • Instant on
  • AirDrop
  • Akkulaufzeit
  • Softwarequalität
  • Appauswahl

Fazit

Im derzeitigen System Schule kann ich mit meinem iPad weniger anfangen als mit einem Windowsgerät. Sobald ich in einer 12. Klasse bin, das sind bei uns Tabletklassen, und ich den Schüler_innen keine Kopien sondern PDF oder Webseiten über unser LMS itslearning zur Verfügung stelle oder sie selbst recherchieren müssen und wir alle Ergebnisse in einem gemeinsamen Google Doc erstellen, ist mir das iPad wieder lieber, weil ich nur die Vorteile Akkulaufzeit und Appqualität mitnehme. In einer Klasse in der Unterstufe, wo wir mit einem Mix aus Buch, Kopie, Computerraum etc. arbeiten, da wird es schon wieder viel kritischer.

In der Vorbereitung des Unterrichts und meiner allgemeinen Organisation könnte ich mit wahrscheinlich ausschließlich mit einem iPad arbeiten, wenn ich es müsste. Für mich ist ein Windows Convertible aber immer noch der beste Formfaktor für Schulen, sowohl für Lehrkräfte als auch für Schüler_innen. Ich streite mich gerne mit euch, welches Windowsgerät es sein soll. 😉

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