Eine Woche ohne mein Smart Home

Keine Sorge, ich habe keinen esoterischen Anfall des Fastens erlitten. Ich bin umgezogen und musste deshalb aus ganz praktischen Gründen ein paar Tage auf mein VDSL und damit auch auf meine Amazon Echos und Google Homes verzichten.

Ich weiß nicht wie es anderen Menschen geht, aber gelegentlich hinterfrage ich meine Kaufentscheidungen und die ganzen smarten Dinge stehen dabei immer ganz oben auf der Liste der zu evaluierenden Kaufentscheidungen. Zum einen sind sie am Ende wirklich ein datenschutztechnischer Albtraum und zum anderen ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich mit anderen Mechanismen doch schneller bin als mit einem Echo. Bestes Beispiel ist der Timer in der Küche. Einen einzelnen, kurzen Timer habe ich am Herd schneller eingestellt, als mit jedem digitalen Assistenten. Lediglich lange Timer dauern am Herd länger und mehrere Timer gehen gar nicht.

Die Zwangspause war für mich also ein sehr guter Zeitpunkt hier für mich eine grundlegende Entscheidung zu treffen:

Brauche ich wirklich smarte Lichter und digitale Assistenten in meinem Leben?

Offensichtlich bin ich nicht gestorben, ohne einen Echo im Haus zu haben, aber ich habe ihn doch ganz deutlich vermisst. Es ist erstaunlich wie oft ich anscheinend unbewusst gar nicht mehr zum Smartphone greife, sondern Aufträge an den Echo gebe. Das war mir in dem Ausmaß tatsächlich einfach nicht klar.

Ich frage jeden Morgen den Echo nach dem Wetter. Vor allem in der Übergangszeit ist das super wichtig, weil ich wissen will welche Jacke ich meinem Kleinen anziehen muss und ich habe das so internalisiert, dass ich jeden Morgen nach dem Wetter fragen wollte und dann genervt war, weil ich mein Smartphone aus der Tasche ziehen musste.

Auch mein Wecker wurde mittlerweile durch den Echo ersetzt und ich steuere ihn beim Aufstehen per Sprache. Das bedeutet für mich, dass nicht mein erster Blick nach dem Aufstehen auf das Smartphone fällt, sondern erst Blick drei, vier oder fünf.

In der Umzugsphase habe ich tatsächlich gelegentlich mal nach der Urzeit des Sonnenuntergangs fragen wollen, um herauszufinden wie lange wir noch ohne Lichter im Haus arbeiten können. Besonders gefehlt hat mir aber die Möglichkeit per Sprache Dinge auf meine Einkaufsliste zu setzen.
Außerdem stelle ich Fragen nach Daten oder Alter von Berühmtheiten und das viel häufiger als gedacht. Und natürlich konnte ich meine Katzen eine Weile lang nicht mit Tierlauten ärgern. 😅

All das kann ich natürlich auch mit dem Smartphone machen. Ganz langsam hat sich aber mein Nutzungsverhalten verändert. Spannend ist dabei, dass ich dachte ich mache die meisten Dinge davon mit dem Telefon. Tatsächlich habe ich die Problemfelder des Echos gelernt und stelle nur noch die Fragen, von denen ich weiß, dass sie beantwortet werden. Im Nachhinein ist mir zum Beispiel auch aufgefallen, dass ich im Zimmer meines Sohnes den Google Home Mini viel schwierigere Fragen stelle, weil ich einfach weiß, dass Google die besser beantworten kann als Amazon.

In der Woche ohne die smarten Helfer zu Hause habe ich für mich herausgefunden, dass ich es nicht bereue sie gekauft zu haben.

unsplash-logoJan Antonin Kolar