Vor ein paar Jahren hat die Podcastwerbung von BlueApron in den Podcasts von Relay.fm angefangen. BlueApron, genau wie HelloFresh heute in Deutschland, ist im weitesten Sinne ein Lieferdienst. Die Dienste lassen ihre Nutzer*innen aus einem Set aus vorgegebenen Essen drei bis fünf Essen aussuchen und schicken nach der Bestellung alle Zutaten in der richtigen Menge nach Hause. Man braucht nur noch Öl, Essig, Salz, Pfeffer und Zeit zum Kochen. Einkaufen sowie Essensplanung fallen weg. Zusätzlich bekommt man ein DinA4 großes und sehr wertig wirkendes Rezept. In 6 bebilderten Schritten wird einem erklärt wie das Gericht zuzubereiten ist. Bei HelloFresh dauert das so zwischen 25 und 45 Minuten.
Ich habe mich damals sofort in das Konzept verliebt, weil ich noch nie der große Essensplaner war. Mir macht es einfach keinen Spaß in Werbeprospekten oder in Kochbüchern nach Inspiration und Angeboten zu suchen. In den ersten Semestern meines Studiums habe ich das natürlich auch getan, man musste irgendwie mit dem, was man hat, haushalten. Heute begeistert mich die Idee, dass ich für einen Service Geld bezahle, der mir quasi die komplette nervige Vorarbeit des Kochens abnimmt. Kochen tue ich nämlich tatsächlich gerne, nur die Vorbereitung nervt.
Als HelloFresh und MarleySpoon in Deutschland gestartet sind, haben meine Frau und ich die Probeboxen der beiden Dienste bestellt und wären prinzipiell begeistert gewesen, aber die Qualität hat damals noch nicht zum Preis gepasst. Die Probeboxen waren nicht vollständig gepackt und als Entschuldigung hat man dann nur einen Rabatt auf die nächste Box bekommen. Als Studierende konnten wir uns aber auch damals den vollen Preis für so eine Box schlicht und ergreifend nicht leisten. Der Service, der mich die ganze nervige Arbeit abnimmt, kostet auch ganz gut Geld. Heute zahlen wir für eine Veggie Box mit drei Gerichten für zwei Personen 40 €. Im Monat zahlt man also schlanke 160 €.
Ein weiteres Problem war damals die Annahme der Boxen. Zu der Zeit haben wir noch in der Fußgängerzone einer kleinen Stadt gewohnt und da mussten wir zu Hause sein, wenn die Boxen kommen und früher konnte man nur unter der Woche liefern lassen. Jetzt geht auch eine Lieferung am Wochenende und, wo wir in einem Reihenhaus wohnen, kann man die Box auch einfach Samstag vor die Tür stellen lassen, die kommt schon nicht weg und wir können trotzdem ausschlafen.
Zum Beginn des Jahres haben wir drei Boxen zum halben Preis bekommen und wollten HelloFresh mal wieder ausprobieren, deshalb dieser Bericht.
Kommen wir zum wesentlichen:
Das Essen
Die Gerichte sind anfangs sehr vielfältig und sind fast ausnahmslos lecker. Ein paar der Gerichte würde ich so nicht mehr bestellen, weil sie zwar ganz gut waren, aber auch nicht mehr. Das kann man dann aber ganz einfach in der App hinterlegen, indem man das Essen mit einem Sternesystem bewertet. Man kocht automatisch mit Zutaten, mit denen man sonst nicht so kocht. Hand hoch wer das letzte Mal Granatapfel zu Hause hatte und die Kerne über einen Salat gestreut hat oder Raucharomagewürz eingesetzt hat, weil es eh gerade da war. In den letzten drei Monaten habe ich zum Beispiel Linsensalat, Tacos, Kumpir, Zuccini-Käse-Puffer oder eine Suppe gegessen. Dinge also, die ich persönlich sonst einfach nicht auf meinem Speiseplan hatte. Es gab aber natürlich auch einfach mal Nudeln oder Gnocchi. Insgesamt kann man aus einem sehr vielfältigen Sortiment wählen, wobei wir uns selbst sehr einschränken, indem wir die Vegi-Box bestellen und da in der Regel nur fünf verschiedene Gerichte zur Auswahl stehen und die sehr oft mit Reis sind. Mit Fleisch hat man eine VIEL größere Auswahl.
Insgesamt aber esse ich im Moment vielfältiger und das ist für mich auch einer der großen Vorteile von HelloFresh. Wenn ich abends nach der Arbeit nach Hause komme, dann haben wir früher ganz oft dieselben fünf Gerichte gemacht, weil sie einfach schnell gehen und weil mein Sohn nicht sehr flexibel ist was unseren Speiseplan angeht. HelloFresh ermöglicht es mir da auszubrechen. Dafür finde ich den Preis tatsächlich auch gerechtfertigt. (Wobei mein Sohn trotzdem immer noch eine Extrawurst braucht. Nochmal Hand hoch wessen Kind Granatapfelkerne in einem Salat isst. 😆)
Was mich Anfang des Jahres auch dazu bewogen hat HelloFresh nochmal auszuprobieren, ist der Umstand, dass ich sehr viel Essen wegwerfe. Unser Kühlschrank ist zwar nicht riesig, aber es gibt Wochen, da sammle ich am Ende der Woche diverse Tupperdosen mit Essensresten ein und muss sie wegtun, weil sie einfach nicht mehr gut sind. Bei HelloFresh reicht das Essen für zwei Teller pro Person und es gibt keine Reste. Nichts wird weggeworfen.
Meine Probleme mit HelloFresh
Einmal in den drei Monaten hat etwas in der Box gefehlt und ein paar Mal war etwas zerdrückt, weil die Paprika zwischen schwerere Dinge gerutscht sind. Das kann aber mal passieren und hält mich nicht von HelloFresh ab.
Die Rezepte sind gut und die Rezeptkarten sind schön gestaltet, leider sind sie aber auch an das 6 Schritte Layout gebunden, weil alle Karten gleich aussehen müssen. Es ist aber nicht jedes Rezept in sechs Schritten zu machen, weshalb dann ganz oft mehrere Schritte in einer der sechs Kacheln beschrieben werden. Als DAU ist es mir mehr als einmal passiert, dass ich was überlesen habe und dann genervt war. 😅
Es wird zwar nichts weggeworfen, aber ich habe auch nichts übrig, um es mal spontan mit auf die Arbeit zu nehmen, ich muss also entweder morgens noch etwas vorbereiten oder in der Mittagspause essen gehen. Das ist meistens nicht besonders gesund und günstig ist es auch nicht. Zugegebener Maßen ist das aber auch ein eher selteneres Problem.
Kommen wir zum Elefanten im Raum, der
Ökobilanz
Ich werde gar nicht versuchen jetzt zu errechnen, ob selbst einzukaufen oder DHL Versand mehr CO2 erzeugt. Fakt ist, dass ich mehr Verpackungsmüll habe. Vor allem die kleinen Plastikeinheiten Pesto, Senf, Honig etc. nerven mich sehr. Gerade Senf, Mayo oder Honig sollten auf der Liste der Dinge stehen, die man zu Hause haben soll. HelloFresh wirbt damit, dass das alles recyclebar ist, aber wir kennen ja alle die deutsche Recyclingquote. Man merkt auch, dass die Papiertonne schneller voll ist, weil vier große und starke Kartons jeden Monat mehr in die Tonne kommen. Beim Plastikmüll merke ich es nicht so stark, da sind es aber auch eher die kleinen Einheiten und die gehen in den großen Säcken unter. In jeder Box sind aber zwei Plastikbeutel mit Eis, die die Box kühlen. Diese würde ich normalerweise einsparen.
Demgegenüber steht, dass ich weniger Essen wegwerfe. Ich vermute, dass ich eine bessere Ökobilanz hätte, wenn ich mein Essen am WE plane und nur noch regionale Produkte lokal mit dem Fahrrad auf dem Markt kaufe, ob die Ökobilanz jetzt schlechter ist als mein bisheriger Lebensstil. Ich weiß es nicht. 🤷♂️ Angeblich spart sich HelloFresh den Mittelsmann und man bekommt die Produkte direkter von den Erzeuger*innen, was die Ökobilanz wieder aufbessern würde.
Insgesamt überwiegen für uns im Moment die Vorteile und meine Frau und ich werden erstmal weiter HelloFresh-Kunde bleiben. Aldi hat aber gerade angekündigt eigene Kochboxen verkaufen zu wollen. Die Boxen kann man einfach so im Aldi mitnehmen und es gibt Online Videos wie man die Gerichte zubereitet. Das Konzept gucken wir uns auf jeden Fall auch mal an.
Disclaimer
Ich habe die Kochboxen von HelloFresh und MarleySpoon alle selbst bezahlt und berichte hier ohne Auftrag der Unternehmen über meine Erfahrungen.